Kubatörn 2014
04.04.2014
Unmittelbar vor dem Beginn unserer Charter wurde bekannt, dass die Piloten der Lufthansa in den Streik treten würden, dadurch war es notwendig, dass kurzfristig unsere Lufthansa Tickets in ICE Bahnkarten umgeschrieben werden mussten. Dies gelang in letzter Minute, mit Sitzplatzreservierung! Dreizehn Personen waren froh, dass sie sich rechtzeitig in Frankfurt trafen (zwei Schweizer sind über Paris nach Havanna geflogen, und ein Crewmitglied war schon auf Kuba), die Touristenkarten konnten am Condorschalter gekauft werden, und ohne weitere Probleme flogen wir pünktlich ab Richtung Havanna.
Vom Flughafen Havanna aus fuhren wir mit dem Taxi zum "Hotel Nacional de Cuba", dieses Hotel liegt direkt am Malecon und ist im Jahr 1930 erbaut worden. Durch das stimmungsvolle Ambiente besitzt das Hotel historischen Charme, und man fühlt sich in die Zeit der Zuckerbarone versetzt. Schon Berühmtheiten wie Winston Churchill, Ernest Hemingway und Frank Sinatra haben in diesem Hotel übernachtet.
Der Tag endete stimmungsvoll im Hotelgarten bei einem Mojito, der für eine angenehme Bettschwere sorgte. Nach der erduldeten Enge im Flieger luden die großzügigen Zimmer zum erholsamen Schlaf ein.
05.04.2014
Stadtrundfahrt
Nach einem sehr reichhaltigen Frühstück stand eine Stadtrundfahrt durch Havavva auf dem Programm. Pünktlich zum verabredeten Termin erschien „Bronia“, eine junge Studentin, und stellte sich als Reiseleiterin für unsere Gruppe vor.
Voller Stolz zeigte sie uns „ihre“ Stadt. Zunächst besuchten wir den „Plaza de la Revolucion“, um den herum Regierungsgebäude und Botschaften befreundeter Staaten angesiedelt sind. Ausländische Staatsgäste werden oft auf diesem Platz empfangen. Gegenüber vom Platz der Revolution sieht man an einer Hausfront ein riesiges Emblem vom Nationalhelden Kubas, von Comandante Che Guevara.
Auf dem Weg zur Altstadt besuchten wir einen offiziellen Verkaufsladen für original kubanische Zigarren. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es sinnvoll ist, kubanische Zigarren in einem Fachgeschäft zu kaufen, und nicht „unter dem Ladentisch“ zu einem sehr günstigen Preis!
Auf dem Weg zur Altstadt kamen wir auch am „Capitolio“ vorbei, das ursprünglich als Sitz der Legislative gebaut wurde und heute als Kongresszentrum dient.
Die Altstadt von Havanna (La Habana Vieja) erkundeten wir zu Fuß. Monumente im barocken und neoklassizistischem Stil stammen aus der wechselvollen Vergangenheit dieser Stadt. Seit 1982 wurde die Altstadt UNESCO Weltkulturerbe, und besonders in den letzten drei Jahren (seit unserem letzten Besuch) scheint sehr viel Geld in die Erhaltung der historischen Gebäude investiert worden zu sein.
Wir besuchten u.a. den „Plaza de la Catedral“ mit der Kathedrale „San Cristobal“ und den „Plaza Vieja“, mitten in der Altstadt von Havanna.
Typisch war auch das Essen, was uns in einem der kleinen gemütlichen Restaurants serviert wurde: „Ropa vieja“. Hierbei handelt es sich um einen Eintopf aus Kichererbsen und zerrupftem Rindfleisch.
Nach der Rückkehr zum Hotel Nacional ließen wir den Tag am Malecon ausklingen, dem allabendlichen Treffpunkt der Jugendlichen von Havanna.
06.04.2014
Fahrt nach Cienfuegos
Mit einem modernen Reisebus wurden wir gegen 10.00 Uhr abgeholt und fuhren über die Autobahn Richtung Cienfuegos, wo wir die beiden Katamarane übernehmen sollten. Die Fahrt ist immer wieder ein besonderes Erlebnis, denn sie unterscheidet sich enorm von einer Fahrt über eine europäische Autobahn! Neben den obligatorischen Oldtimern sahen wir auch Lastwagen, auf deren Ladeflächen viele Menschen auf ihre übliche Art und Weise ungesichert transportiert wurden. Rußpartikelfilter sind noch kein Standard auf Kuba, und so kam es vor, dass beim Beschleunigen die Kraftfahrzeuge schwarze Abgaswolken ausstießen. Nicht nur Personenkraftwagen , Busse und Lastkraftwagen sahen wir, sondern auch Fahrräder und Pferdefuhrwerke. Unser Busfahrer kannte die Strecke sehr genau und wich rechtzeitig jedem nicht näher bezeichneten Schlagloch aus.
Nach gut vier Stunden Fahrt erreichten wir Cienfuegos. Die Basisleiter warteten schon auf uns und bevor die Formalitäten erledigt wurden (Einweisung in das Revier durch einen Skipper, Hinterlegung der Kaution) konnten wir in einem nahen Supermarkt Grundnahrungsmittel für die erste Woche einkaufen. Frisches Obst und Gemüse wurden uns für den nächsten Tag (Montag) angekündigt, deshalb liefen wir an diesem Abend noch nicht aus.
07.04.2014
Auslaufen Richtung Leuchtturm
Nach einer ruhigen Nacht in der Marina wurde an Bord gefrühstückt. Die Rollenverteilung ergab sich irgendwie von allein. Zwei Personen bereiteten das Frühstück vor, eine Person ging in den Ort und besorgte frisches Brot, die anderen kümmerten sich später um den Abwasch. Super, wenn man sich als Skipper nicht in die Rollenverteilung in der Kombüse einmischen muss!
Gegen 11.00 Uhr waren alle Vorbereitungen abgeschlossen, endlich, und wir konnten auslaufen. Der eigentliche Segelurlaub konnte beginnen.
Cienfuegos liegt in einer großen Bucht mit verschiedenen ausgetonnten Fahrwassern. Alle führen hinaus aus dieser Bucht auf´s offene Meer. Wir liefen unter Maschine bis zum Ende der Passage, dann setzten wir Segel, das Groß setzten wir im ersten Reff, die Genua rollten wir komplett aus. Kurs: Am Wind, parallel zum Sperrgebiet Richtung Leuchtturm „Punta del Este“. Mit einer Geschwindigkeit von 6 – 7 kn machten wir gute Fahrt. Die Wellenhöhe betrug ca. 1,5 m. Bei einer Windstärke von ca. 5 Bft beschlossen wir, das Sperrgebiet leicht zu „schnibbeln“, damit wir noch einen Schrick in die Schoten geben konnten, dadurch erhöhte sich die Geschwindigkeit geringfügig, und wir erreichten gerade noch mit dem letzten Tageslicht die Insel „Cayo Sal“, die uns ein wenig Windschutz bot und weniger Schwell hatte als der Platz am Leuchtturm. Wir verbrachten eine ruhige Nacht.
Unser zweites Schiff hatte den Anker trotzdem dort geworfen. Über Funk verabredeten wir, am nächsten Tag im Korallenriff neben Cayo Sal zu schnorcheln und erst am übernächsten Tag nach Cayo Largo weiter zu segeln. Wir verbrachten eine ruhige Nacht.
09.04.2014
Cayo Largo
Auch unser Nachbarschiff hatte während der Nacht ein neues Ankermanöver gefahren. Während eines kurzen Funkkontaktes wegen des Zieles für den heutigen Tag wurde uns mitgeteilt, dass bei den Verbraucherbatterien des Nachbarschiffes die Spannung innerhalb kürzester Zeit unverhältnismäßig stark abfiel. Diagnose: alte und schlecht gewartete Batterien. Auch bei uns wurde ein Mangel festgestellt: Der Keilriemen der Backbordmaschine quietschte, wenn das Getriebe eingekuppelt wurde. Wir hatten zwar einen Ersatzkeilriemen an Bord, aber leider kein Werkzeug, um diesen einzubauen und zu spannen. Als Folge dieser technischen Probleme entschlossen wir uns, abends in die Marina von Cayo Largo einzulaufen.
Zunächst einmal segelten wir vorsichtig aus dem Flachwasserbereich hinaus, um dann bei raumem Wind (ca. 5 Bft) mit weit gefierten Schoten direkt Kurs auf die Passage vor Cayo Largo zu nehmen. Herrlichstes Segeln war angesagt. Unser Katamaran erreichte Spitzengeschwindigkeiten von über 9 kn! Spritzwasser kam vorne durch´s Trapez, beide Kufen tauchten weit in die Wellen ein, unterschnitten sie jedoch nicht.
Vor Cayo Largo gibt es zwei betonnte Passagen vom Tiefwasser- in den Flachwasserbereich, die erste nahmen wir und fuhren dann vorsichtig mit Maschine den betonnten Weg. Es ist immer wieder ein besonderes Erlebnis, durch türkisfarbenes Wasser zu fahren mit Tiefen um 3 – 4m!
Die Marina war nicht voll belegt, so bekamen wir beide einen Platz am Steg.
Das Prozedere des Einklarierens ging sehr schnell: Pässe und Schiffspapiere wurden mitgenommen, vor der Ausreise am nächsten Tag würden wir sie nach Bezahlung der Liegegebühr wieder zurück bekommen.
Der Stationsleiter der Marina, genannt „Pedee“, bot uns seine Hilfe bei den technischen Problemen an. Ein Mechaniker vor Ort wäre bereit, den Keilriemen der Lichtmaschine zu tauschen, „Dream Yacht Charter“ würde die Kosten übernehmen. Um die Batterien unseres zweiten Katamarans würde er sich nicht kümmern, denn die andere Charteragentur hätte in der Vergangenheit nur Probleme mit der Bezahlung gemacht.
Aus diesem Grund mussten wir teure Handygespräche mit der Station in Cienfuegos führen, zumindest wurde erreicht, dass am nächsten Abend eine neuwertige Batterie von einem anderen Schiff der gleichen Flotte in Cayo Largo übernommen werden sollte.
Beide Crews nutzten den unfreiwilligen Aufenthalt in der Marina, um einige Nahrungsmittel zu kaufen. In der kleinen Bar der Marina gab es sehr leckere Cocktails, die liebevoll zubereitet wurden. Auf Anraten von Pedee bestellten wir einen Tisch in einem nahe gelegenen Restaurant, um ein typisches kreolisches Buffet zu genießen, leider hat uns das Angebot nicht überzeugt. Das Buffet reichte knapp, und es wurde nur noch spärlich nachgelegt.
Überzeugt haben uns die Mojitos und Pina Coladas, die wir als Schlenderschluck noch in der Marinabar zu uns nahmen.
11.04.2014
Langusten!
Gleich nach dem Frühstück fuhren wir unter Segel durch die westliche Passage in den Tiefwasserbereich. An diesem Tag wollten wir westlich der Insel Rosario vor Anker gehen, in der Erwartung, dass wieder Fischer uns frische Langusten anbieten würden.
Bei 4 – bis 5 Windstärken (achterlich) genossen wir wieder eine „Brausefahrt“. Zunächst wunderten wir uns darüber, dass unser zweites Schiff mit dem Großsegel im zweiten Reff fuhr, ein Funkkontakt brachte die Erklärung: Beim Setzen des „Groß“ riss dieses kurz unter dem zweiten Reff! Der Skipper hatte bei der Übernahme schon festgestellt, dass das Segel in einem katastrophalen Zustand war, nach Angabe des Vercharterers gäbe es jedoch kein anderes!
In den nächsten Tagen wirkte sich das verkleinerte Großsegel schon nachteilig aus, wegen des oft kräftigen Windes hielt sich dieser Nachteil jedoch in Grenzen.
Nach einem Segeltag wie aus dem Bilderbuch erreichten wir gegen 16.00 Uhr die Bucht westlich der Insel Rosario. Auf der Leeseite der Insel ankerten wir auf 3 m Wassertiefe. Gespannt hielten wir Ausschau nach einem alten, langsamen Fischerboot. Wir wurden enttäuscht. Das Fischerboot kam nicht. Statt dessen kamen drei Männer, ärmlich gekleidet, mit einem offenen Kunststoffboot und boten zunächst unserem Nachbarschiff und dann uns Langusten zum Kauf an! Die Enttäuschung schlug in aufgeregte Vorfreude auf das zu erwartende Essen um. Für eine Flasche Rum, ein paar T-Shirts und 10 CUC bekamen wir 8 Langusten!
Wir halbierten sie, strichen die Hälften mit Knoblauchbutter ein und legten sie in den Backofen. Dieses Essen zum Sonnenuntergang war ein Highlight dieses Urlaubs! Langusten zum Sattessen!
12.04.2014
Barrakuda an der Angel
Unser zweites Schiff nahm den Anker vor uns auf, wechselte vom Flachwasser- in den Tiefwasserbereich, um dann direkt auf unser nächstes gemeinsames Ziel anzusteuern: Cayo Avalos.
Wir hatten am Vorabend den Fischern versprochen, weitere Langusten zu kaufen, deshalb steuerten wir zunächst das Ostufer unserer westlichen Nachbarinsel an und hatten Glück: Die Fischer kamen gerade vom Tauchen zurück und boten uns die frisch gefangenen Langusten an. Wir nahmen gleich so viele, dass unsere Freunde vom anderen Schiff noch jeder eine Languste haben konnte.
Während der Motorfahrt zur Passage wurden die Langusten schon aus ihrem Panzer herausgelöst und der nächste Gaumenschmaus in dem aus Deutschland mitgebrachten „Bräter“ vorbereitet.
Kaum hatten wir tiefes Wasser erreicht, wurden beide Segel gesetzt, und dann nahmen wir die Verfolgung des zweiten Katamarans auf. Unser Schiff peitschte wieder durch das Wasser mit Geschwindigkeiten von über 9 kn. So macht Segeln Spaß!
Beeindruckt von dem achterlichen Wind, der etwa 1,5 m hohen Dünung, dem super Wetter und den Farben der Natur verging die Zeit sehr schnell. Wir kreuzten vor dem Wind und wechselten erst wieder nach einer in der Karte eingezeichneten Gefahrenstelle, auf der ein Schiffswrack zu sehen war, in den Flachwasserbereich.
Gerade in diesem Augenblick hatten wir Glück: Ein etwa 80 cm langer Barrakuda hatte nach dem (Gummi-)Tintenfisch an unserer Schleppangel geschnappt! Sofort wurde die Fahrt aus dem Schiff genommen und der Barracuda trotz heftiger Gegenwehr an Bord geholt, betäubt und getötet.
Wir bargen unsere Segel und fuhren unter Maschine mit langsamer Fahrt zum Strand von Cayo Avalo.
Hier wartete schon die „Domino“, der Katamaran unserer Freunde. Gerade rechtzeitig vor dem Ankerwerfen war der Fisch verarbeitet: Die einzelnen Barrakudasteaks wurden zunächst in Essig eingelegt, denn für den Abend hatten wir ja schon vorbereitete Langusten im Bräter! Eiweiß pur für die nächste Zeit! – Im Nachhinein kann man sagen, dass wir alles gut überstanden haben!
Barracuda
16.04.2014
Leguaninsel Cayo Piedro
Schweren Herzens mussten wir heute die Marina von Cayo Largo verlassen, hier haben wir uns richtig wohl gefühlt! Zunächst fuhren wir zur Tankstelle, um Diesel für die Rückreise zu bunkern. Wir konnten uns auf unsere Anzeigen nicht verlassen, die eine zeigte während der ganzen Zeit „voll“ an, die andere „leer“.
Nächstes Etappenziel war die Insel Cayo Piedro, auf der wir frei lebende Leguane besuchen wollten. Der Weg dorthin führt durch einen engen, sehr flachen Kanal. Das Fahrwasser ist zwar betonnt, aber es gibt immer wieder neue Flachstellen, auch im Fahrwasser. Bei der Einfahrt waren die Lichtverhältnisse günstig, so dass wir mit Hilfe der „Augapfelnavigation“ gut durchkamen. Wir warfen unseren Anker und einige unserer Crew waren schon mit dem Dinghi zur Leguaninsel unterwegs, als wir sahen, dass unser zweites Schiff Grundberührung hatte. Etwa 10 Minuten später waren sie wieder frei.
Die Leguane auf der Insel Cayo Piedro waren sehr zutraulich. Offenbar waren sie es gewohnt, dass sie von Besuchern mit Brot gefüttert wurden, dies erfuhren wir erst später. Da wir keine „Gastgeschenke“ mitbrachten, waren sie offenbar nicht zufrieden und fingen untereinander Streit an – glücklicherweise nicht mit uns!
Klare Wasserfarben
Hinweis:
Wenn man auf die Fotos "klickt", erscheinen sie im Großformat.
Achtung!!!
Zu diesem Bericht ist unter folgendem Link ein Hörbuch produziert worden:
https://soundcloud.com/master_yachting/tornbericht-kuba/s-SZIaZ